aus Schule

17.09.2012 - Landesseniorenspiele und Sportschuljubiläum in Leipzig als gelungenes Fest der Generationen

Abenteuerliche Duelle: Nachwuchsringer in Aktion
(© LVZ)

"Was ist das denn für neumodsches Zeug?", hätte meine Oma kopfschüttelnd die Frage in den Raum gestellt. Ich, Jahrgang 1960, stehe schmunzelnd in der GutsMuths-Halle auf dem Sportcampus Jahnallee und sehe viele ältere Damen in jugendlicher Frische vereint. "Drums Alive" heißt am Sonnabend ihr Mitmachangebot bei den 10. Landesseniorensportspielen - neudeutsch lebendiges Trommeln. Der Fitness­trend aus Amerika wird von René Rößler drehbuchreif vorgestellt. Die Teilnehmerinnen sind entzückt und empfangen den jungen Mann wie einen Popstar. "Das ist eine feine Sache. Wir sind Stammgäste der Seniorenspiele, holen uns hier Anregungen und haben gemeinsam viel Spaß", umreißt Rosel Rizek (68) den Erlebnistag ihrer Gymnastikgruppe der SG Bautzen. Zwischen Bodyflexibilität und Drums Alive schauen die gut gelaunten Damen in der Schärttnerhalle vorbei, wo die Turner wetteifern. Alte Bekannte warten auf Schritt und Tritt. Das Übungsleiter-Ehepaar Dorle (71) und Rudi Polster (81) betreut seine sechs Turbine-Frauen beim Leistungsvergleich. "Für die älteren Semester gibt es nicht so viele Wettkämpfe, da nutzen wir jede Gelegenheit", sagt Rudi Polster, dessen Anhang sich gestern schon wieder der Landesliga-Qualifikation stellte. Die Generationenfrage wird bei Turbine im Alltag beantwortet. Mit sieben Kindergruppen in kleiner Halle stoßen die Verantwortlichen an die Kapazitätsgrenze, von der reifen Jugend helfen viele als Übungsleiter mit. Die sportlich-familiäre Atmosphäre loben alle. Zurück zu den Wurzeln. Sportgymnasium Marschnerstraße, hier zog 1971 meine Turn-Klasse mit weiteren Nachwuchskräften ins neue Domizil. Weniger komfortabel war einst dagegen der Unterrichtsraum für Turnstar Matthias Brehme (69). "Für die Olympia-Vorbereitung auf Tokio wurde eine extra Klasse gebildet, untergebracht in einem Feuerwehrhäuschen. Dort musste früh eine Stunde vor Unterrichts­beginn erst mal der Ofen geheizt werden", erinnert sich der Facharzt für Nervenheilkunde mit Praxis in Markkleeberg, der zwei olympische und zwei WM-Bronzemedaillen in der Mannschaft, dazu EM-Silber am Pferd erkämpfte. Auf dem Empfang zum Jubiläum 60 Jahre Sportschultradition steht Doktor Brehme mit Ruder-Talent Anne Dietrich aus Eilenburg zum Small-Talk auf der Bühne. "Mein Ziel sind die Olympischen Spiele 2016 in Rio. Dafür sind die Bedingungen am Sportgymnasium optimal, hier gibt es alles, was Lehrer- und Schülerherz begehrt", bringt es die U23-Vize­weltmeisterin im Achter erfrischend auf den Punkt. Mit Angelika Noack (59) wird sie von einer Olympiasiegerin trainiert. "Das ist für mich ein be­sonderer Ansporn", betont Anne Dietrich, die die linke Hand in Gips trägt (Kapselanriss durch einen Rad-Sturz). Am Jubiläumstag geben sich die Asse von einst und heute die Klinke in die Hand. Da sind die Olympiasieger Anett Schuck (Kanu/Lehrerin am Sportgymnasium), Radsportler Jens Lehmann oder Turner Klaus Köste sowie die frischgebackenen London-Medaillenträgerinnen Tina Dietze (Kanu) und Kerstin Thiele (Judo). Letztere nehmen sich Zeit, um mit LSB-Präsident Eberhard Werner ("Wir stehen für Leistungs- und Breitensport") zu plaudern. Später greifen die Vorzeigeathletinnen ins Sportshow-Programm "Zauberhaft aktiv" ein. Oldies und Jungspunde treten vor über 1000 Gästen in der Grube-Halle auf - Lebensfreude pur. Dafür gibt's La Ola und Beifallstürme. Der Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Etwa, als die Schwimmer und Synchron-Nixen im Tücher-Meer auftauchen und eine Haiflosse für gespieltes Entsetzen sorgt. Auch bringt die gemeinsame Rhythmus-Schule der Stepp-Ladies und Handball-Mädchen viel Farbe ins Spiel. Wenn es am Schönsten ist, sollte es losgehen. So geschehen beim Ehemaligen-Treffen in launiger Runde, schon immer Party genannt.

Kerstin Förster (LVZ)