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Handball

08.08.2015 -  "Ich habe einbeinig gejubelt"

Franz Semper präsentiert stolz seine WM-Bronzemedaille, die er mit der U21-Auswahl in Brasilien errang.

Franz Semper präsentiert stolz seine WM-Bronzemedaille, die er mit der U21-Auswahl in Brasilien errang.
(© Foto: Frank Schober )

Der Kreuzbandanriss trübt die Junioren-WM für DHfK-Handballer Franz Semper - die Bronzemedaille hellt seine Laune auf

Leipzig. Auf den ersten Blick könnte man meinen, das Veilchen unter dem rechten Auge sei das einzige "Souvenir", das DHfK-Handballer Franz Semper von der Junioren-WM aus Brasilien mitgebracht hat. Dann fällt sein unrunder Gang auf - die kurz vor dem Achtelfinale erlittene Knieverletzung lässt grüßen. Diese stellte sich nach der Rückkehr als Kreuzbandanriss heraus, der 18-Jährige muss etwa zwei Monate pausieren. Die Verletzung wird hoffentlich bald vergessen sein. Das wahre Souvenir - die Bronzemedaille - wird den Bornaer ein Leben lang an seine erste WM erinnern.

Wie ist Ihre Gefühlslage nach der Heimkehr von der WM?

Die Enttäuschung war in Brasilien schon groß wegen des Kreuzbandes. Nach dem MRT musste ich mit dem Schlimmsten rechnen. Jetzt bin ich erleichtert, dass es ohne Operation abgeht und konservativ behandelt werden kann. Statt mindestens sechs Monaten drohen nun zwei Monate Pause, das ist noch das geringste Übel. Ich hatte sozusagen Glück im Unglück.

Wie ist es genau passiert?

Es war beim Auftakttraining einige Stunden vor dem Achtelfinale gegen Argentinien. Ich werfe aus dem Rückraum, bekomme Körperkontakt, falle unkontrolliert auf den Boden. Dabei wurde das linke Bein überstreckt. Ich habe sofort einen Schmerz gespürt und mir wurde schwarz vor Augen. Ich konnte nicht mehr wirklich laufen, wir sind dann gleich ins Krankenhaus gefahren.

Wie geht es in einer brasilianischen Klinik zu?

Unterschiedlich. In der ersten Klinik, in die ich hin kam, haben sie uns gar nicht verstanden. Alles war relativ dreckig, da bekommt man ein wenig Angst, sich mit irgendwas anzustecken. Danach waren wir in einer Privatklinik. Das war ein Standard wie bei uns, dort kam ich aber nicht dran, weil gerade dringende Fälle mit Schädel-Hirn-Trauma eingeliefert waren. Nur fürs Angucken hat der Arzt 100 Euro kassiert, das MRT wurde dann für 200 Euro in einer anderen Privatklinik gemacht. Das war vier Stunden nach dem Unfall. Unsere Mannschaftsärztin und der brasilianische Guide, der auch etwas Deutsch sprach, haben mich begleitet.

Wie waren die Reaktionen aus der Heimat?

Ich habe gleich Trainer Christian Prokop eine Nachricht geschrieben, da war es bei ihm 22 Uhr. Er und viele andere versuchten mich gleich aufzubauen, meinten, dass es trotzdem weitergeht. Das ist meine bislang schwerste Verletzung. Bisher hatte ich meist Glück, habe mir nur mal das Außenband gerissen.
Wie behalten Sie sonst das Turnier in Erinnerung?
Es war natürlich ein Riesenereignis, dahin zu dürfen. Dass es bei meinem ersten großen Turnier mit der Nationalmannschaft gleich zu einer Medaille gereicht hat, ist eine tolle Sache. Ich freue mich, dass ich noch zwei Jahre bei den Junioren spielen kann.

Wie groß ist Ihr Anteil an Bronze?

In der Gruppenphase hatte ich meine Spielanteile, gegen Brasilien habe ich sogar eine Halbzeit durchgespielt. Ab der K.o.-Runde musste ich ja dann leider zugucken. Das war aber trotzdem sehr emotional. Ich stand bei der Nationalhymne bei den Trainern, saß während des Spiels mit auf der Bank. Nach der Halbfinal-Niederlage gegen Dänemark standen uns allen die Tränen in den Augen, umso größer war die Freude nach dem Spiel um Platz drei. Nach zweimaliger Verlängerung sowie 80 Minuten Spielzeit mit einem Tor zu gewinnen und Bronze zu holen, das war fantastisch. Ich bin bei jedem Tor aufgesprungen, habe aber quasi einbeinig gejubelt.

Wie behalten Sie Brasilien sonst in Erinnerung?

Die Leute sind alle mega freundlich, labern dich auf portugiesisch zu, auch wenn man sie nicht versteht. Die Hallen sind nicht vergleichbar mit daheim. Es ist mal gut zu sehen, unter welch Top-Bedingungen wir in Leipzig trainieren.

Wie wurde die Medaille gefeiert?

Im Hotel. Ich habe es aber mit der Party nicht übertrieben. Alkohol ist ja nicht förderlich für den Heilungsprozess - und ich will so schnell wie möglich wieder spielen.
Hat die Verletzung auch eine positive Seite, weil der Körper mal zur Ruhe kommt?
Nein. Das Reha-Training wird genauso anstrengend wie das normale Training. Ich würde lieber gleich weiter Handball spielen statt ins Bewegungsbad zu müssen. Ich wollte unbedingt beim ersten Spiel dabei sein, daraus wird ja nun nichts.

Wie viel Respekt haben Sie vor der ersten Liga?

Respekt sollte man schon haben, es sollte aber keine Angst sein. Das war vergangene Saison schon so, ich empfand es als Ehre, mit 17 in der zweiten Liga zu spielen. Sicher wird es noch härter für mich, weil man öfter ein paar drauf bekommt. Das war bisher schon so und ich weiß, dass es in Liga eins erst recht so kommt.

Diese Woche hat es auch Philipp Weber am Ellenbogen erwischt - ein Schock?

Ja, ich war ja in Zwenkau dabei. Er hatte tierische Schmerzen. Das ist große Scheiße, aber es muss genauso weitergehen. Zum Glück ist es nicht der Wurfarm.

Wie sehen Sie Ihre Perspektive in Leipzig?

Ich habe bis zum Abitur Vertrag, also bis 2018. Der wird jedes Jahr den Leistungen angepasst. Ich bin froh, dass ich noch in der Schule bin. Da ich das Abitur jetzt auf drei Jahre strecke, habe ich auch wieder mehr Zeit, vormittags zu trainieren. Die Schleifenklasse zwischen Mittelschule und Gymnasium war zuletzt das schwerste Jahr. Da ging die Schule immer von morgens bis 15 Uhr, zum Beispiel kam die zweite Fremdsprache hinzu.

Haben Sie einen Spielerberater?

Erik Göthel - seit letztem Jahr. Er kennt sich im Handball und mit Verträgen sehr gut aus. Er hilft mir auch beim Umzug. In der Fünfer-WG im Internat in der Kolonnadenstraße wird es jetzt doch zu eng. Ich ziehe mit einem ehemaligen Teamkollegen aus der A-Jugend in eine eigene Wohnung.

Interview: Frank Schober

Leipziger Volkszeitung, 8.8.2015

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