Judo
26.01.2012 - Der Jüngste schafft den Durchmarsch
Vier heiße Eisen hatte der JC Leipzig bei den deutschen Judo-Meisterschaften in Potsdam im Halbmittelgewicht im Feuer. Nach der günstigen Auslosung des Männer-Quartetts in vier verschiedenen Vorrunden-Pools waren alle vier Medaillen für den JCL möglich, da im Judo zwei Bronzeplaketten vergeben werden. Am Ende schaffte der Jüngste den Durchmarsch: Mit 20 Jahren erklomm Hannes Conrad etwas überraschend den nationalen Judo-Thron.
Auf dem Weg zum Titel räumte er im Halbfinale sogar seinen Bundesliga-Kapitän Robert Gess beiseite. Der 26-Jährige sicherte sich im kleinen Finale mit einer beherzten Aktion acht Sekunden vor Schluss noch Bronze - und erhielt dafür wie der neue Meister ein dickes Trainer-Lob. "Hannes war am Sonntag super in Form und hat in jedem Kampf überzeugt", sagte Haiko Seidlitz, der vor fast 19 Jahren selbst deutscher Meister war: "Ich fand aber auch stark, wie sich Robert nach dem Halbfinal-Aus noch einmal aufgebäumt hat. Das können nicht viele."
Im Semifinale, in dem der körperlich überlegene Gess zunächst führte und vom jungen Heißsporn noch ausgekontert wurde, kam es zu einer kuriosen Situation: Da Leipzig gegen Leipzig kämpfte, verzichteten Seidlitz und sein Kollege Karl-Heinz Deblitz,wie in solchen Duellen üblich, auf das Coaching. Doch auf Hannes' Seite stand mit Bruder Robert quasi der Familien-Coach. "Wir Brüder müssen doch zusammenhalten", wirbt der Jüngere um Verständnis.
Sechs Mal waren die aus dem Dorf Wutzschwitz bei Ostrau stammenden Conrad-Brüder in den vergangenen Jahren in den verschiedenen Altersklassen deutscher Vizemeister. Nun gab es das erste Einzel-Gold für die Brüder, die beim Döbelner SC das Judo-Abc erlernt haben. Laut Auslosung hätte das Finale durchaus auch Conrad gegen Conrad lauten können. Doch der 24-jährige Robert wurde in seinem zweiten Kampf disqualifiziert, weil er dem Gegner aus Versehen ans Bein fasste, was seit zwei Jahren verboten ist. Über das Bruder-Duell in Potsdam wäre Hannes indes nicht begeistert gewesen: "Darüber hatte ich vorher nicht nachgedacht. Normalerweise würde ich sagen: Wir treten nicht gegeneinander an." Das sagten vor Jahren die Hubert-Brüder auch, ehe es doch anders kam...
Auf jeden Fall hatte Robert Conrad Anteil am Sieg des talentierteren Bruders. Beide hatten sich am Sonntag zusammen erwärmt. Da merkte der "Kleine" schon, dass er gut drauf ist. Die kräftezehrende Polizei-Ausbildung bis Dezember und die zehn Tage zuvor erlittene Fußverletzung waren plötzlich vergessen. Drei Duelle beziehungsweise fünfeinhalb Kampf-Minuten später war Hannes Conrad Deutscher Meister. Frank Schober