Judo
26.04.2014 - Lebenszeichen im Abrisshaus
Judo-Männer des JCL organisieren Pressekonferenz in alter Fabrikhalle / Bundesliga-Start am 10. Mai / Norbert Fleischer neuer Kapitän
Ein halbes Jahr nach ihrer spektakulären Bronzemedaille sendeten die Leipziger Bundesliga-Judoka gestern wieder ein Lebenszeichen - und das hatte es in sich. Die JCL-Männer sind immer für eine Überraschung gut. "Die geheime Pressekonferenz" nannten sie ihre Auftaktveranstaltung, deren Ort bis zum Schluss geheim blieb. Attraktive Hostessen - Freundinnen der Kämpfer - führten die Leipziger Sportpresse in ein Abrisshaus in der Zschocherschen Straße, wo 15 muskulöse Athleten warteten und ein Krafttraining im Dreck vorführten. Anschließend versammelte sich das Team an der Matte, wo Hannes Conrad und Tim Jesper ein dreiminütiges Feuerwerk an Judo-Techniken demonstrierten. "Aggressiv" oder "Hol ihn dir" riefen die Kollegen rein - damit kam bereits ein wenig Heimkampf-Atmosphäre auf.
Danach sang Präsident Matthias Kiefer (70), der sich wie seine Jungs kurz vorstellte und sein Kampfgewicht (74 Kilo) verkündete, ein Loblied auf das Team: "Die Jungs haben letzte Saison Kämpferherz gezeigt und Schmerzen unterdrückt. Als das Geld bei uns im Herbst knapp wurde, verzichteten sie aus Liebe zum JCL auf ihre Siegprämie. Sie bewiesen Mut zum Risiko, setzten Nachwuchskämpfer ein und wurden dafür belohnt." Vor allem aber sei die intensive Fan-Arbeit der Mannschaft dafür verantwortlich, dass der JCL mit bis zu 1500 Besuchern der unangefochtene Zuschauer-Krösus in Judo-Deutschland ist. Beim ersten Heimkampf am 17. Mai gegen Neuling Rüsselsheim soll dieser Vereinsrekord geknackt werden und die Luft brennen.
Vor der Saison wählte das Team Norbert Fleischer zum neuen Kapitän. "Ich fühle mich wertgeschätzt, aber für mich ändert sich nichts. Ich habe das Team bisher nach vorn gepeitscht - und das tue ich jetzt auch", sagte der 27-Jährige. Er dankte seinem Vorgänger Robert Gess, der wegen einer Ellbogen-Operation derzeit zum Zuschauen verurteilt ist und erst nächste Woche langsam mit Physiotherapie beginnt.
Bei aller Euphorie und Vorfreude auf die Saison warnte Simon Yacoub: "Die anderen Teams schlafen nicht, sie haben zum Teil enorm aufgerüstet. Uns ist bewusst, dass der Einzug um die Playoffs verdammt schwer wird." Dabei seien die Fans der vielleicht entscheidende Faktor. Schwer war es bereits im Winter, ein schlagkräftiges Team zusammenzustellen. Letztlich blieb es bei drei Abgängen (Robert Conrad, Frank Dedek, Johannes Herzig), die vom eigenen Nachwuchs ersetzt werden sollen. Die Mannschaft versprach, dass sich der vom Präsidenten beschriebene "Hunger auf Siege" auch in dieser Saison einstellen werde. "Je näher der erste Kampftag rückt, desto größer wird unser Hunger", versprach Norbert Fleischer. Am 10. Mai soll Ettlingen verspeist werden.
Frank Schober
Heimkämpfe der Vorrunde:
17. Mai gegen Rüsselsheim (Grube-Halle), 24. Mai gegen Abensberg (kleine Arena), 5. Juli gegen Esslingen (Grube-Halle). Viertelfinale oder Abstiegsrunde: 6./27. September. Finalrunde: 18. Oktober.
Leipziger Volkszeitung, 26.4.2014